Mit oder ohne Prestretch besaiten
Wieder gehen die Meinungen stark auseinander. Allerdings spielt der Saitentyp jetzt eine entscheidende
Rolle.
Warum überhaupt Prestretch?
Prestretch nimmt etwas Elastizität aus der Saite und zumindest der initiale Spannungsverlust nach dem
Besaiten ist etwas geringer. Naturdarmsaiten sind mit einem manuellen Prestretch vor dem Besaiten
deutlich einfacher zu besaiten.
Unterscheiden muss man zwischen manuellem und maschinellem Prestretch:
manuelles Prestretch:
Saite wird von Hand vorgedehnt. Entweder zu zweit oder um einen passenden Pfosten gewickelt. Nimmt
etwas Elastizität aus der Saite und macht insbesondere bei Verwendung eines Saitensets die Besaitung
einfacher. Das „Coilmemory“ wird aus der Saite genommen.
maschinelles Prestretch:
Die Saite wird um den eingestellten %-Satz überdehnt und dann auf die eingestellte Spannung wieder
entspannt. Dieses Vordehnen ist zwar gegenüber dem manuellen Vordehnen einstellbar, aber jede Maschine
macht das nicht 100%ig gleich. Man darf also nicht erwarten, dass ein maschinell eingestelltes Prestretch
auch tatsächlich immer gleich rauskommt.
Meine Empfehlung:
•
Bei Darmsaiten unbedingt ein manuelles Prestretch. Die Darmsaite ist besser zu besaiten und die Gefahr
die Saite zu beschädigen ist deutlich geringer
•
manuelles Pretretch bei Saitensets mit dem Ziel das Coilmemory etwas rauszunehmen kann man je
nach Situation machen
•
maschinelles Prestretch mache ich standardmäßig nicht. Bei sehr harten / unelastischen Saiten macht
das gar keinen Sinn. Eine gewisse Elastizität der Saite muss schon vorhanden sein. Bei sehr elastischen
Saiten fällt der DT-Wert anfangs zwar nicht so stark ab, das Spielgefühl ist jedoch anders. Bespannt man
eine sehr elastische Saite ohne Prestretch einen Tick höher dann ist das Spielgefühl nach einiger Zeit
mit dem der mit geringerer Härte bespannten „Prestretchversion“ vergleichbar. Somit macht in diesen
Fällen ein Prestretch nur für die ersten paar Stunden Sinn. Für einen Profi kann das entscheidend sein,
für den Clubspieler eher nicht.
Mit 4 oder 2 Knoten besaiten
Hier gehen die Ansichten auch unter den Top-Besaitern stark auseinander. Auch hier gibt es kein Richtig
oder Falsch.
2 Knotenbesaitung:
•
man benötigt etwas weniger Saite (die 12 bzw. 12,2 m im Set können bei manchen Schlägern knapp
werden)
•
weniger Knoten, die Spannungsverluste hervorrufen können
•
man kann wesentlich mehr FALSCH machen als mit 4 Knoten
•
es gibt keinen festgeschriebenen „Standard“. ERSA und GRSA empfehlen das universal ATW-Pattern
wenn die letzte Längssaite unten endet.
•
Jede 2te Quersaite ist ein „Hard Weave“ - zum Ende hin zunehmend, die letzte Cross ist sehr hart und
mühsam.
•
der DT-Wert ist in der Regel etwas höher als mit 4 Knoten
4 Knotenbesaitung:
•
einfacher zu Besaiten
•
korrekt besaitet keine unterschiedliche Pattern
•
etwas schonender - bei empfindlichen Saiten ein großer Vorteil
Meine Empfehlung:
Wer die Schläger immer woanders abgibt und Abweichungen im Ergebnis reduzieren will (Einflüsse des
Besaiters und der verwendeten Maschine bleiben weiterhin als Variable stehen), der sollte 4 Knoten
verlangen. Für die meisten Clubspieler dürfte es keine Rolle spielen. Ich persönlich bevorzuge - zumindest
bei Polyester-Vollbesaitungen - 2 Knoten aufgrund des geringeren Spannungsverlustes über die ersten
Stunden und wegen dem etwas „aufgeräumteren Look“ rund um den Schläger.
Empfehlung Hybridbesaitung:
Im Profibereich ist Setup 1 mit Naturdarm /
Polyester sehr verbreitet. Am häufigsten die Luxilon
AluPower als Quersaite. Ist wirklich ein ganz
besonderes „Feeling“ aber nicht ganz günstig.
Der Weg zum Erfolg ist meist mit etwas
Experimentierfreude verbunden. Auch das
eigentliche Ziel muss unbedingt klar sein (was will
ich konkret erreichen?). Eine Hybrid ist immer einen
Versuch wert.
Quelle: racketpedia
Hybridbesaitungen
Verwendung unterschiedlicher Materialien für die Längs- und Quersaiten. Bei den Profis sehr verbreitet. Die
verwendete Längssaite dominiert die Spieleigenschaft. Ziel ist, die spezifischen Eigenschaften
unterschiedlicher Saiten zu kombinieren. Im Wesentlichen kann man von 2 Setups ausgehen:
Es liegt auf der Hand, daß die Kombinationsmöglichkeiten fast unendlich sind. Aufgrund der
unterschiedlichen Materialen ist die Abstimmung der Zuggewichte beim Bespannen auch nicht ganz trivial
und erfordert Erfahrung und in den meisten Fällen noch etwas Feintuning. Hat man seine Kombi gefunden,
lässt sich über eine Hybrid aber tatsächlich einiges erreichen.
Einen Haken hat die Sache aber doch. Die unterschiedlichen Materialien verlieren auch unterschiedlich
schnell an Spannung. D.h. das System funktioniert nur in einem gewissen Bereich optimal. Reisst eine
Saite bevor die Spieleigenschaften sich deutlich verändern ist das egal. Der Profi tauscht den Schläger
wenn es nicht mehr passt. Der „normale“ Tennisspieler muss für sich selbst herausfinden, inwieweit er das
überhaupt wahrnimmt. Aber im Prinzip ist das kein Unterschied zur Vollbesaitung mit z.B. Polyester. Auch
hier sind die Wechselintervalle in den meisten Fällen viel zu lang.
Obige Beispiele verwenden unterschiedliche Materialien für Längs- und Quersaite. Ein weiteres Setup ist
ebenso möglich. Die reine Poly-Hybrid. Hier bleibt das reine „Polyester-Feeling“ erhalten.
•
mehr Komfort: Quersaite wie Längssaite jedoch mit
geringerem Durchmesser, oder andere, weichere
Poly
•
Haltbarkeit: bei profilierter Längssaite runde
Quersaite um das „aufraspeln“ der Längssaite zu
reduzieren
•
Spin: Quersaite die einen besseren SnapBack -
Effekt der Längssaite zulässt
Für möglichst gleichmäßigen Spannungsverlust von Längs- und Quersaite ist es von Vorteil, Saiten der
selben Serie zu verwenden. Aber auch der Mix verschiedener Hersteller oder Typen, lässt einen weit
geringeren Unterschied in den Spannungsverlusten erwarten, als wenn komplett unterschiedliche
Materialen gemischt werden.
Wie oft Besaiten?
In der Regel sind die Wechselintervalle viel zu lang. Insbesondere Polyester bekommt ein Großteil der
Spieler nicht zum Reißen. Nicht selten bleibt die Saite 2 Jahre auf dem Schläger. Die alte Regel, die Saite so
oft im Jahr zu wechseln wie man in der Woche Tennis spielt, stammt noch aus alten Nylon-Zeiten. Bei
Polyester sollten die Intervalle kürzer sein. Nach 20 bis 25 Stunden Spielzeit und allerspätestens nach
einem Jahr (auch ungespielt) sollte die Saite erneuert werden.
Wie hart Besaiten?
Leider lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Das Angebot an Saiten auf dem Markt ist riesig.
Die resultierende Härte und Spielbarkeit des Saitenbettes ist bei identischen Zuggewichten vom Saitentyp,
dem Saitendurchmesser der Schlägerkopfgröße und Form, der Schlägerhärte und dem jeweiligen
Besaitungsbild abhängig. Einen pauschalen Wert gibt es daher nicht. Auch kein Richtig oder Falsch. Der
Besaiter muss wissen, wie sich eine Saite unter Berücksichtigung aller Parameter verhält um den
Erwartungen des Spielers zu entsprechen.
Situation 1:
Spieler A erzählt Spieler B von seiner tollen Besaitung. Spieler B probiert es mit dem Schläger von Spieler A
aus und findet es Klasse. Möchte dann die Saite mit identischem Zuggewicht haben. Problem: Spieler B hat
einen 18/20er Schläger mit 97er Kopf - Spieler A einen 16/19 mit 100er Kopf. Sonstige Parameter
vernachlässigt, hätte Spieler B bei identischer Besaitung ein deutlich härteres Spielgefühl zu erwarten. In
diesem Fall sollte das Zuggewicht um 2 bis 3 kg reduziert werden. Wenn es die Haltbarkeit zulässt, dann
würde ich bei diesem Saitenbild sogar den nächstdünneren Durchmesser der Serie bei gut 1 kg weniger
empfehlen.
Situation 2:
Ein Spieler hat 2 Schläger. Einer soll neu besaitet werden, der andere ist relativ frisch besaitet (von einem
anderen Besaiter) aber noch nie gespielt . Somit bestand die Chance bei diesem Schläger den DT-Wert zu
messen um den 2ten Schläger möglichst gleich hinzubekommen. Das Zuggewicht, mit dem der Schläger
bespannt wurde war dem Spieler bekannt. Meinen Erfahrungswerten nach, passten Zuggewicht und
gemessener DT-Wert nicht zusammen. Zumindest nicht auf Basis meiner Erfahrungen und
Vorgehensweisen. Hier verweise ich auf die Erläuterungen zu meinem Besaitungsstandard. In diesem Fall
wurde das Zuggewicht so gewählt, dass der DT-Wert ca 1 bis 2 Einheiten über dem gemessenen liegt (den
initialen Verlust hatte der gemessene bereits hinter sich).
Situation 3:
Ein Spieler möchte unbedingt 27 kg Polyester auf seinem 16/19 Schläger mit 97er Kopf haben. Weil er das
schon immer hatte…. Saite ist ihm egal. Ich halte das für sehr viel. Er ist davon nicht abzubringen.
Kompromiss: Sehr elastische und komfortable Poly vereinbart.
Fazit: Unbedingt beraten lassen und mit einer soliden Basis im mittleren Bereich anfangen. Dann
optimieren. Nicht zu hart besaiten. Wer seine Härte kennt, aber mal eine andere Saite testen möchte, sollte
sein gewohntes Zuggewicht nicht als gesetzt betrachten. Wenn man den Schläger wechselt sowieso.
Tennisschläger bespannen . Infos & Tips
Setup 1 - elastisch Längs
primär
sekundär
Längssaite
Quersaite
Power
Komfort
Kontrolle
Haltbarkeit
Multi, SynGut
oder Darm
Polyester,
PEEK
Setup 2 - elastisch Quer
primär
sekundär
Längssaite
Quersaite
Kontrolle
Haltbarkeit
Power
Komfort
Polyester,
PEEK, Kevlar
Multi, SynGut
oder Darm
Setup 3 - Poly-Hybrid
primär
sekundär
Längssaite
Quersaite
Kontrolle
Haltbarkeit
Komfort
Haltbarkeit
Spin
Polyester,
PEEK, Kevlar
Polyester,
PEEK